Diversity Matters: Tijen Onaran erklärt warum es ohne Diversität keine Innovation gibt

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Andrea Stoica

November 30, 2021 | 4 min

Last Updated: Nov 30, 2021


Am Thema Diversity kommt man heute kaum noch vorbei: Der Diskurs in den sozialen Medien nimmt immer weiter zu und gerade Unternehmen müssen Haltung beziehen. Das bedeutet aber auch, sich nicht nur nach außen hin als “divers” zu präsentieren, sondern das Thema Vielfalt aktiv anzugehen und in der Organisation zu leben. In ihrem Vortrag bei unserem letzten CX Circle zeigte Diversity-Expertin Tijen Onaran, Founder und CEO von Global Digital Women, warum Diversität entscheidend für den wirtschaftlichen Erfolg von Unternehmen ist und wie diese passende Aktionen und Handlungsfelder für ihr Team identifizieren können.

 

Diversity als Treiber für Innovation

Wenn es um Diversität geht, steht häufig nur der moralische Aspekt im Vordergrund. Viele Studien zeigen jedoch den Zusammenhang zwischen Diversität und dem wirtschaftlichen Erfolg von Unternehmen. Auch Tijen Onaran führte eine eigene Studie durch, die bestätigt, dass Unternehmen mit vielfältigen Teams in allen Dimensionen besser auf Krisensituationen vorbereitet sind, verschiedene Zielgruppen ansprechen und breiter gefächerte Produkte anbieten können. Diversity ist ein Treiber von Innovation. Obwohl Organisationen immer mehr in Innovationen investieren, Maßnahmen wie Innovation Hubs umsetzen oder ganze Abteilungen für Innovation gründen, bleibt Diversity oft ein Nischenthema. Der Wert von Innovation ist Unternehmer*innen bewusst: “Innovation bedeutet Wettbewerbsfähigkeit und es bedeutet, dass ich als Unternehmen zukunftsfähig bin. Im Diversity Bereich wird der Wert für die Rendite und den Umsatz, für die Zukunftsfähigkeit eines Unternehmens noch nicht gesehen”, erklärt Tijen. 

Dabei gehen Diversity und Innovation ganz klar Hand in Hand. 

Um aufzuzeigen, welche Aspekte nun in der Praxis wichtig sind, geht Tijen auf zwei verschiedene Perspektiven ein: die Organisationsperspektive und die individuelle Perspektive. 

 

Die Organisationsperspektive von Diversität

Tijen Onaran stellt klar: Diversity ist ein CEO Thema. “Wenn der oder die CEO nicht dahinter steht, verändert sich gar nichts im Unternehmen oder der Organisation.” Da diverse Teams innovativer, wettbewerbsfähiger und krisenfester sind, liegt ihre Relevanz für CEOs bzw. Unternehmen eigentlich bereits auf der Hand. Auch im hart umkämpften Talentemarkt ist Vielfalt wichtig, denn Diversität liegt für junge Talente auf Platz 1 der Kriterien für ihren Wunscharbeitgeber, dicht gefolgt von Nachhaltigkeit. Passende und motivierte Kandidaten zu finden ist im Recruiting ohnehin schon schwer, daher ist es sinnvoll sich auch mit den Themen zu beschäftigen, die für junge Menschen wichtig sind. 

Viele Unternehmen wissen aber nicht, wo sie im Bereich Diversity anfangen sollen. Generell hat Expertin Tijen Onaran vier Tipps für Unternehmen:

  1. Datenbasis, Messbarkeit und Ziele schaffen
  2. Mit fachlicher Expertise an das Thema herangehen
  3. Transparenz gegenüber den Mitarbeitern zeigen
  4. Diversity mit Innovationsthemen verknüpfen

Tijen empfiehlt aus ihrer langjährigen Beratungserfahrung heraus im ersten Schritt eine Datenbasis zu schaffen, statt nach Bauchgefühl oder Betroffenheit einzelner Mitarbeiter zu handeln. Es gilt herauszufinden welcher Aspekt im Bereich Diversity zu priorisieren ist. Ist wirklich Gender der relevanteste Bereich oder vielleicht ein anderes Problem? Denn im deutschsprachigen Raum wird häufig vergessen, dass Diversität nicht nur Geschlechter betrifft, sondern viele Dimensionen hat, wie etwa Generationenvielfalt oder Meinungsvielfalt. In der Praxis bedeutet das, z.B. eine Umfrage unter den Mitarbeitern durchzuführen, um so herauszufinden welcher Aspekt am dringlichsten ist und diesen dann zu priorisieren. Wichtig ist auch, für Messbarkeit zu sorgen und Ziele im Diversity Bereich zu definieren, denn ohne Ziel kein Weg. 

Häufig entstehen Diversity Maßnahmen nur aus der Betroffenheit einzelner Personen heraus. Dann wird das Thema auch bei diesen Mitarbeitern aufgehangen. Aber wenn man sich richtig mit Vielfalt beschäftigen möchte, braucht es Personen mit fachlicher Expertise, die sich dem annehmen und es zielgerichtet vorantreiben, wie in allen anderen Geschäftsbereichen auch. Ein Problem ist häufig auch, dass es keine Transparenz im Prozess gibt. Diversity ist ein Change- und Kulturprozess, der längere Zeit benötigt und die Art zu arbeiten verändert. Mitarbeitern fällt es oft schwer sich auf dieses neue Arbeiten einzustellen. Daher muss immer transparent kommuniziert werden, warum und wie dieser Weg gegangen wird und was er für die Mitarbeiter impliziert. Sie sollten wissen, worauf sie sich einlassen und warum sie sich darauf einlassen sollten. 

Besonders erfolgreich ist Diversität im Unternehmen dann, wenn es mit Innovationsthemen verknüpft und nicht als reines HR-Thema verstanden wird. Wenn es um kreative Prozesse oder Innovationen geht, sollte die Runde immer möglichst divers sein, um verschiedene Meinungen und Blickwinkel zu diskutieren. 

“Je mehr Perspektiven ich am Tisch sitzen habe, desto besser wird mein Produkt, desto besser wird meine Dienstleistung und desto besser wird meine Idee” – Tijen Onaran, Diversity-Expertin und CEO von Global Digital Women

Die individuelle Perspektive von Diversität

Neben den Aspekten, die Unternehmen im Bereich Diversity beachten sollten, erklärt Tijen auch, was jeder einzelne von uns für mehr Vielfalt tun kann, wie wir uns im Unternehmen dafür einsetzen können und was wir überhaupt davon haben. 

Wir alle haben bewusste und unbewusste Vorurteile gegenüber anderen. In neuen Situationen greift unser Gehirn immer auf Dinge zurück, die wir kennen, die wir durch unser Umfeld so gelernt haben – das ist ein ganz natürlicher Prozess. Wichtig ist, sich dessen bewusst zu werden, dass man gewisse Vorurteile hat und sich selbst zu hinterfragen: Woher kommen diese Vorurteile? Welches Verhalten triggert sie? Wie bin ich selbst sozialisiert? Und wie kann ich das verändern? Tijen sagt deutlich, dass jeder seine eigenen Vorurteile reflektieren und letztendlich Meinungsvielfalt zulassen sollte. 

Andere Menschen mit z.B. unterschiedlichen kulturellen, religiösen oder politischen Backgrounds stellen unsere Sichtweisen in Frage. Sich mit Menschen zu umgeben, die gleich ticken, ist also wesentlich einfacher und bequemer. Aber dadurch wird man nicht besser. Veränderung passiert immer außerhalb der Komfortzone, deshalb ist der Austausch in diversen Teams so wichtig und deshalb ist Diversität auch ein Treiber für Innovation. Meinungsvielfalt stellt in Frage, regt aber auch Veränderung und Verbesserung an. 

“Je mehr Perspektiven ich am Tisch sitzen habe, desto besser wird mein Produkt, desto besser wird meine Dienstleistung und desto besser wird meine Idee”, fasst Tijen Onaran für Unternehmen zusammen.  

 

Den vollständigen Vortrag von Diversity-Expertin Tijen Onaran beim CX Circle 2021 findest du hier: