Als „sexiest web metric ever“ bezeichnete die Bounce Rate einst Web-Analyst Ikone Avinash Kaushik. Die Bounce Rate (Absprungrate) beschreibt den Anteil deiner User, die deine Seite direkt wieder verlassen – ohne jegliche Interaktion. Wir liefern dir eine Bounce Rate Definition, zeigen dir, wie du die Bounce Rate berechnen kannst und erläutern, wie wichtig die Kennzahl für deine Webanalyse ist. Außerdem findest du hier Tipps, wie du die Absprungrate reduzieren kannst.
Was bedeutet Bounce Rate? Definition.
Mit Bounce Rate ist der User-Anteil gemeint, der überhaupt nicht mit einer aufgerufenen Seite interagiert und diese Seite innerhalb einer Session wieder verlässt. Bei einem ‚Bounce‘ besuchen User also auch keine weiteren Seiten des Angebots.
Einen Absprung lösen unter anderem folgende Aktionen aus:
Klick auf den Zurück-Button des Browsers
Schließen des Browsers
Eingabe einer neuen URL in den Browser
Anklicken eines Links zu einer anderen Website
Gut zu wissen: Oft wird die Bounce Rate mit der Exit Rate (Ausstiegsrate) verwechselt. Die Exit Rate gibt jedoch den Anteil der Ausstiege von einer bestimmten Seite an und berücksichtigt, dass die User vorher schon auf anderen Seiten des Angebots innerhalb derselben Session aktiv waren.
Wie wird die Bounce Rate berechnet?
Die Bounce Rate für deine Seite kannst du berechnen, indem du die Gesamtzahl der Absprünge (Nutzer ohne Interaktion) durch die Anzahl aller Nutzer teilst. Multipliziert mit 100 erhältst du die Bounce Rate als Prozentwert. Die Formel für die Bounce Rate sieht also folgendermaßen aus:
Gesamtzahl der Absprünge (Nutzer ohne Interaktion)/Anzahl aller Nutzer x 100 = BR in Prozent
Was ist eine gute Bounce Rate?
Bei der Interpretation der Bounce Rate solltest du immer den Gesamtkontext deiner Website miteinbeziehen. Nur so kannst du plausible Vermutungen über die Gründe der Absprünge anstellen. Unter anderem spielen Faktoren wie die Art des Contents und die Ziele deines Angebots eine Rolle bei der Bewertung der Bounce Rate. Nicht zwingend muss eine hohe Bounce Rate per se schlecht sein.
Sucht ein User beispielsweise nur einen Kontakt oder liest einen Artikel oder Absatz, verlässt er womöglich die Seite schnell wieder – hat aber dennoch gefunden, wonach er gesucht hat. In vielen Fällen weist eine hohe Absprungrate allerdings daraufhin, dass die Nutzer unzufrieden mit der Seite sind oder irgendetwas nicht geklappt hat. Denn meistens dürfte dein Interesse als Seitenbetreiber darin liegen, die User möglichst lange mit deinen Inhalten zu fesseln. Unter anderem spielen die User Experience und dein angebotener Content dabei eine Rolle. So können folgende Faktoren eine hohe Absprungrate verursachen:
Lange Ladezeiten: Die Seite baut sich nicht schnell auf, der User verliert die Geduld und springt ab
Unstrukturierter Content: Der User ist verwirrt und sucht lieber woanders
Technische Probleme: Die Seite hat Fehler, der Nutzer landet in einer Sackgasse
Der Content entspricht nicht den Vorstellungen des Nutzers
Möglicherweise holst du über Marketing-Kampagnen und Keywords nicht die passenden User auf deine Seite
Das Seiten-Design ist überholt
Du solltest auf jeden Fall die Bounce Rate deiner Seite im Blick haben und gegebenenfalls entsprechende Stellen optimieren, die ungewollte Absprünge auslösen. Die Bounce Rate kannst du in verschiedenen Webanalyse-Tools abrufen.
Gut zu wissen zur Bounce Rate in Google Analytics: In der neuen Version Google Analytics 4 (GA4) ersetzt die Metrik Engagement Rate die Bounce Rate. Die Engagement Rate soll genauere Auskunft über das Absprungverhalten geben. Entscheidend hierbei sind die „engaged Sessions“. Als „engaged Sessions“ zählt laut Google eine Session, die mindestens 10 Sekunden dauert oder bei der mindestens eine Konvertierung stattfindet oder die mehr als zwei Screen- oder Pageviews aufweist. Nur wenn keine dieser Kriterien erfüllt sind, wertet Google es als Absprung. In der vorherigen Version von Google Analytics (Universal Analytics) wird die Bounce Rate noch ausgegeben. Google zufolge soll Universal Analytics in 2023 eingestellt werden.
Bounce Rate & Suchmaschinenoptimierung (SEO)
Welche Rolle die Bounce Rate für SEO spielt, ist fraglich. Denn wie erläutert, können ja auch User zufrieden sein, obwohl sie nur kurz auf deiner Seite waren. Verschiedene Google-Mitarbeiter verneinten in der Vergangenheit immer wieder einen Zusammenhang von „Bounce Rate & SEO“, wie beispielsweise John Müller. In einem Reddit Post im Bezug auf SEO & Bounce Rate schrieb er: „Google doesn’t use that for SEO, so if you’re focused on SEO, you can ignore that.“
Ein Signal für Google wiederum könnte die Return-to-SERP-Rate sein. Sie sagt aus, wie oft Nutzer nach einem angeklickten Suchergebnis zurück auf die Suchergebnisseite gehen. Dies könnte als Unzufriedenheit interpretiert werden und möglicherweise einen Ranking-Einfluss haben.
Bounce-Rate: Wann ist eine Absprungrate hoch?
Auch bei der Frage „Wann ist eine Absprungrate hoch?“ gilt: Es sollte immer die individuelle Situation betrachtet werden. Der Gesamtkontext deiner Website ist entscheidend bei der Beurteilung der Bounce Rate. Die durchschnittliche Bounce Rate deiner Branche kann zumindest eine Orientierung geben, aber eine individuelle Bewertung nicht ersetzen.
Laut unserem Contentsquare Digital Experience Benchmark Report 2022 lag die durchschnittliche Absprungrate für E-eCommerce-Websites bei 50 % im Jahr 2021. Dem Bericht zufolge variieren die Bounce Rates auch erheblich nach Branchen. So lässt sich im B2B-Sektor die höchste Bounce Rate mit 65 % feststellen – gefolgt von Pharma- (60%) und Medienbranche (59%). Die niedrigste Absprungrate verzeichnet der Energiesektor mit 37 %.
Zahlreiche weitere Details sowie Grafiken zu den Bounce Rates in den verschiedenen Branchen und unter Berücksichtigung weiterer Merkmale wie Art des Geräts oder Ladezeiten findest du im aktuellen 2022 Digital Experience Benchmark Report.
Bounce-Rate verbessern: So lässt sich die Absprungrate reduzieren
Bevor du dich ins Optimieren stürzt, solltest du analysieren, ob und welche Reibungspunkte für die hohe Bounce Rate verantwortlich sind. Es können zahlreiche Faktoren sein, die die Bounce Rate beeinflussen. Unter anderem können Verbesserungen bei folgenden Punkten hilfreich sein:
Inhalt optimieren und Bounce Rate reduzieren
Check den Inhalt deiner Seite. Sind Elemente wie Texte, Bilder und Videos stimmig? Ist der Inhalt verständlich, gut strukturiert und schnell zu erfassen? Überarbeite ggf. die Texte und Überschriften, damit die User schnell erkennen, worum es geht.
Auch solltest du die Meta-Description überprüfen. Denn das Google-Snippet ist für viele User der erste Hinweis, was sie auf deiner Seite erwartet. Stimmt der Inhalt nicht mit der Snippet-Ankündigung überein, könnten die User enttäuscht die Seite verlassen.
Ladezeiten verbessern und Bounce Rate verringern
Deine Seite sollte schnell und vollständig laden. Auch Elemente, die verzögert geladen werden, können die User vergraulen (Stichwort: Cumulative Layout Shift, CLS).
Es gibt zahlreiche Tools für den Speed-Check; auch die Digital Experience Analytics Plattform bietet ein Speed Analysis Modul. Bildkomprimierungen, Komprimierungen von HTML und CSS und die Aktivierung des Browser-Caching sorgen unter anderem für schnellere Ladezeiten. Ggf. hilft auch ein Wechsel des Hosting-Tarifs.
Zur Orientierung: Wird deine Seite in 1,7 Sekunden geladen, ist sie schneller als etwa 75 % des Webs, bei 0,8 Sekunden schneller als 94 % des Internets (Quelle: SEMrush/Contentsquare Digital Experience Benchmark Report 2022)
Niedrigere Bounce Rate: Optimierung der Seiten für unterschiedliche Geräte
Stelle sicher, dass dein Content auf jedem Gerät perfekt geladen und dargestellt wird. Seiten, die beispielsweise nur für die Desktop-Darstellung optimiert sind, lösen Frust bei Tablet- und Mobile-Usern aus.
Fazit zur Bounce Rate
Die Bounce Rate ist eine wichtige Kennzahl, die du im Blick haben solltest. Ziehe dabei auch immer den Kontext und die Ziele deiner Seite mit ein, um die Bounce Rate entsprechend einordnen zu können. Stellst du eine erhöhte Bounce Rate fest, solltest du mit der Ursachenforschung starten. Manchmal helfen bereits einige Design-Überarbeitungen, das Beheben technischer Fehler oder die Optimierung der CTAs. Denke auch immer daran, dass hohe Bounce Rates nicht schlimm sein müssen – je nach der Ausgestaltung deines Angebots. Selbst Google sieht mittlerweile in der Bounce Rate weniger Aussagekraft als in der Engagement Rate.
Andrea is Senior Content Marketing Manager at Contentsquare. With vast experience in the B2B and digital sector, she loves sharing her insights on topics such as CX, UX, and digital marketing.